Judenhass Underground?
Antisemitismus in der Kultur- und Clubszene
Vortrag
Theodor W. Adornos kategorischer Imperativ rührt an Aufklärung an sich – und rettet ihren Anspruch noch dort, wo er historisch zunichte gemacht wurde. Dabei ist die partikulare Gewalt universalisierte Gegenaufklärung selbst: »ein Zivilisationsbruch, verübt an den Juden« (Diner). Die Judenvernichtung erledigte ebenso den Fortschrittsglauben, mit drastischen Konsequenzen für Denken überhaupt: ihm wir der Grund entzogen. Das trifft unmittelbar auch alle Pädagogik: ohne eine Reflexion auf die Vernichtung, um der Vernichtung willen – was in Auschwitz präzedenzlos geltend gemacht wurde –, ist Bildung nicht länger zu haben. Doch beschädigte Auschwitz ebenso das Verhältnis der Menschen zu sich selbst: »ohne Trost verbrannte […] in den Lagern alles Beschwichtigende des Geistes und seiner Objektivation, der Kultur« (Adorno). Damit gilt auch Bildung, subjektive Zueignung von Kultur, als irreversibel beschädigt – was die Bildsamkeit und Erfahrungsfähigkeit des beschädigten Subjekts fortan in Zweifel zieht.
Henning Gutfleisch wird in seinem 45-minütigen Vortrag die Bedeutung des kategorischen Imperativ Adornos herausarbeiten und anschließend mit den Bedingungen und Herausforderungen einer zeitgemäßen antisemitismuskritischen Bildung nach Auschwitz vermitteln. Anschließend besteht Zeit für eine Diskussion.
Der Vortrag findet im Rahmen der collaborative online seminar series des International Network of Antisemitism Scholarship statt, welches in Kooperation mit dem Institute for the Study of Contemporary Antisemitism (Bloomington, USA) und dem London Centre for the Study of Contemporary Antisemitism (London, UK) ausgerichtet wird, und live via YouTube gestreamt wird.
Henning Gutfleisch, M.A., ist Bildungsreferent am Kompetenzzentrum für antisemitismuskritische Bildung & Forschung. Er promoviert und lehrt an der JGU Mainz zu den Bedingungen politischer Bildung nach Auschwitz. Zudem arbeitet er unter GOLEM069 als freiberuflicher Wissenschaftler und politischer Bildner. Er lebt in Berlin.
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