Die Gesellschaft für kritische Bildung bietet zielgruppenorientiert verschiedene Bildungsformate (Vorträge, Buchvorstellungen, Workshops, Tagesseminare…) zu aktuellen Themen und Debatten in Politik und Gesellschaft an. In allen unseren Bildungsformaten besteht der Anspruch, aktuelle Themen und Kontroversen und die Grundlagen kritischer Gesellschaftstheorie miteinander in Beziehung zu setzen. Ob an Schulen, in Universitäten, im Gewerkschaftshaus oder Kulturzentrum – unsere Referentinnen und Referenten sind qualifiziert in folgenden Themenbereichen:
Der Antisemitismus stellt nach wie vor eine und eventuell sogar die zentrale Ideologie unserer globalen Gegenwart dar. Was die dauernden Terrorattacken auf Israel, das Pittsburgh-Attentat von 2018, die documenta fifteen und zahlreiche weitere Ereignisse vereint, ist ihr antisemitischer Charakter. Neben aller Gemeinsamkeit gilt es, die spezifischen Motive unterschiedlicher Ausprägungen des Antisemitismus zu verstehen. Daher bieten wir neben allgemeinen Veranstaltungen zum Thema auch entsprechende Vorträge und Seminare zum islamischen, israelbezogenen, linken und völkischen Antisemitismus wie auch zum christlichen Antijudaismus an.
Autoritarismus und Populismus erscheinen als inhärente Bestandteile unserer modernen Gesellschaft. Sie sind nicht bloß in ohnehin schon autoritär geführten Staaten präsent, sondern auch ausdrücklich innerhalb liberal-demokratischer Gesellschaften ständig vorzufinden. Unsere Veranstaltungen gehen auf die innere Logik populistischer Theorie und Praxis ein und versuchen dabei auch die Frage zu beantworten, was Autoritarismus und Populismus für das Individuum so attraktiv macht.
Zwischen Anspruch und Wirklichkeit, öffentlicher Wertschätzung und akademischer Realität von Bildung im Allgemeinen sowie Universitäten im Besonderen besteht wohl nicht erst heutzutage ein gravierender Widerspruch. Dass Universitäten keine bloßen Lernfabriken sind und werden, hängt nicht zuletzt von der politischen Organisation der Studierenden ab. Unsere Vorträge und Workshops befassen sich vor allem mit der politischen Rolle der Studierendenschaft und ihren theoretischen und praktischen Voraussetzungen.
Im Anschluss an die Kontroverse um die Einladung des kamerunischen Historikers Achille Mbembe zur Ruhrtriennale 2020 kam in Öffentlichkeit, Politik und Wissenschaft eine Debatte über die Rolle von Erinnerungspolitik sowie das Verhältnis von Holocaust und Kolonialismus auf. Diese intensiv geführte, teilweise als „Historikerstreit 2.0“ bezeichnete Auseinandersetzung hat zahlreiche Fragen aufgeworfen und wirkt bis heute nach. In unseren Seminaren und Vorträgen wird die Debatte rekapituliert. Im Mittelpunkt stehen dabei insbesondere die Frage nach der Legitimität bestimmter Begriffe und Konzepte – etwa „deutscher Provinzialismus“ oder „multidirektionale Erinnerung“ – und jene nach dem Verhältnis von Antisemitismus und Rassismus.
In ihrer Komplexität, Größenordnung und Tragweite stellen die Gefahren des Klimawandels andere gesellschaftliche Probleme unserer Zeit in den Schatten. 55 Jahre nach der Entwicklung des ersten globalen Klimamodells, 50 Jahre nach der ersten Umweltkonferenz in Stockholm und 25 Jahre nach dem Beschluss des Kyoto-Protokolls ergibt sich allerdings die Frage, ob die bestehende Gesellschaft letztlich zu der Bewältigung einer solchen Aufgabe in der Lage ist. Inwiefern ist von einer Systemimmanenz des Klimawandels zu sprechen und worin sind die Gründe des offensichtlichen Scheiterns klimaverträglicher Politik zu suchen? Diese und weitere Fragen sollen in unseren Seminaren diskutiert werden.
Dass Kriege weder ein Phänomen des 20. Jahrhunderts sind, noch ausschließlich außerhalb von Europa stattfinden, hat der russische Angriffskrieg auf die Ukraine schmerzlich vor Augen geführt. Oft gerät dabei aus dem Blick, dass unsere globale Gegenwart permanent von kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt ist – ob im Jemen, in Mali, Syrien oder woanders. In unseren Seminaren und Vorträgen möchten wir einerseits versuchen, die tieferliegenden Gründe für die Möglichkeit von Kriegen generell zu beleuchten, und andererseits – je nach besonderem Interesse und Möglichkeit – auf konkrete historische und gegenwärtige Kriege eingehen.
Insbesondere im Zuge besonderer globaler Ereignisse verschärfen sich ökonomische Krisentendenzen und soziale Ungleichheit, wie die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine jüngst vor Augen führten. In unseren Seminaren und Vorträgen gehen wir zum Einen, je nach Möglichkeit, auf besondere konjunkturelle Krisen ein. Zum Anderen möchten wir den tieferliegenden Ursachen für die Möglichkeit von ökonomischen Krisen und massiver sozialer Ungleichheit innerhalb moderner Gesellschaften generell auf den Grund gehen.
Fragen zu Geschlechterverhältnis und Geschlechtsidentität haben in den letzten Jahren immer mehr Raum in öffentlichen und auch wissenschaftlichen Debatten eingenommen. Dabei konkurrieren unterschiedliche theoretische Ansätze um die Deutungsmacht innerhalb des Diskurses. In unseren Seminaren und Vorträgen möchten wir feministische Theorie und ihre spezifischen Ausprägungen im Zusammenhang der klassischen Frauenbewegung, des materiellen Feminismus und des Queerfeminismus genauer unter die Lupe nehmen und auf ihre theoretischen sowie politischen Fundamente und Konsequenzen hin überprüfen.
Nicht erst seit den Protesten der Black-LivesMatter-Bewegung im Jahr 2020 hat die Debatte über Rassismus in der öffentlichen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung eine zentrale Rolle eingenommen. Einzug in den gesellschaftlichen Mainstream erhalten dabei besonders Positionen, die von akademischen Strömungen wie Critical Whiteness, dem Postkolonialismus oder Poststrukturalismus beeinflusst sind. Dagegen befinden sich sozialpsychologisch, ideologiekritisch und materialistisch argumentierende Analysen und Kritiken von Rassismus immer stärker in der Defensive. In unseren Seminaren und Vorträgen möchten wir die theoretischen und politischen Implikationen der unterschiedlichen Ansätze beleuchten und miteinander ins Verhältnis setzen.
Eng verwandt mit dem Antisemitismus, wurden Verschwörungstheorien vor allem seit der Corona-Pandemie immer häufiger öffentlich geäußert wie auch kritisch thematisiert. Jedoch handelt es sich dabei um ein Phänomen, das die moderne Gesellschaft schon seit ihrer Entstehung in der einen oder anderen Form begleitet. Wie aber entstanden Verschwörungstheorien, wie funktionieren sie und worin liegt ihre besondere Anziehungskraft? Diesen grundlegenden Fragen gehen wir in unseren Vorträgen und Seminaren nach.
Weder Staat noch Demokratie verstehen sich von selbst, sondern sind historisch gewachsene Gebilde, die einer Legitimation bedürfen. In unseren Seminaren gehen wir auf die Geschichte und Gegenwart der politischen Theorie ein. Dabei ist es zum Einen möglich, antike, mittelalterliche, religiöse Begriffe und Legitimationsversuche von politischer Herrschaft als Vorgeschichte der Moderne zu beleuchten. Zum Anderen stehen moderne und postmoderne politische Theorien im Fokus, beispielsweise und je nach Interesse jene von John Locke, Thomas Hobbes, Immanuel Kant, Friedrich Engels/Karl Marx, Carl Schmitt, Hannah Arendt, John Rawls, Michel Foucault, Jürgen Habermas, Ernesto Laclau/Chantal Mouffe, Giorgio Agamben und einigen weiteren.
„Die Leute sagen mir, was sie denken, und ich sage ihnen, warum das falsch ist“ – so brachte der Publizist Wolfgang Pohrt einmal seine Vorstellung von Ideologiekritik auf den Punkt. Ideologiekritik macht es sich zur Aufgabe, einerseits bestehende ideologische Vorstellungen über die Funktionsweise von Gesellschaft, Ökonomie, Natur und Politik aufzugreifen und als falsch zu entlarven. Andererseits bleibt sie bei dieser Entlarvung nicht bloß stehen, sondern fragt ganz generell nach den kulturellen und ökonomischen, aber auch psychischen Gründen für die Entstehung und Hartnäckigkeit des – wie Theodor W. Adorno es zuspitzte – „notwendig falschen Bewusstseins“. In unseren Seminaren und Vorträgen möchten wir eine Einführung in den Ideologiebegriff und die Ideologiekritik leisten.
Ohne Rekurs auf die klassischen Texte der Philosophie kann das Denken seine eigene Geschichte nicht begreifen. Auch und gerade eine kritische Theorie der Gesellschaft ist nicht zu haben ohne Reflexion ihrer philosophischen Voraussetzungen. Die Herausbildung der aufklärerischen Ideale und ihres zugrundeliegenden Begriffs von Autonomie verdankt sich einem beinahe dreitausendjährigen Zusammenhang der Philosophiegeschichte, deren Autoren stets im Verhältnis der Kritik zueinanderstanden. In den klassischen Werken der Philosophiegeschichte reflektiert sich die gesellschaftliche Erfahrung ihrer jeweiligen Epoche, denn Philosophie ist ihre Zeit in Gedanken gefasst. Die Epochen stehen dabei nicht unverbunden nebeneinander, sondern sind durch den denkend nachzuvollziehenden Prozess der historischen Entwicklung des menschlichen Selbstbewusstseins miteinander vermittelt. Die heute weitgehend dominierende analytische wie postmoderne Philosophie ist indes dadurch bestimmt, dass sie ihre eigene geistige Vorgeschichte nicht mehr in die Reflexion der von ihr behandelten Probleme und Aporien aufnimmt. Sie bleibt geschichtsvergessen und erinnerungslos und verliert darüber jeden entwickelten begrifflichen Maßstab der Kritik.
Unser Verein bietet eine Vielzahl an Einführungsseminaren zu den klassischen Texten von Platon und Aristoteles über Augustinus und Thomas von Aquin bis hin zur Philosophie der Neuzeit (Descartes, Hobbes, Locke, Rosseau) und des deutschen Idealismus (Kant, Fichte, Hegel) an. Mitunter ist die systematische Argumentation dieser Texte, die immer auch Ausdruck der Eigengesetzlichkeit des Denkens gegenüber seinem historischen Material ist, gegen ihre verkürzte Kritik im Marxismus und der kritischen Theorie zu verteidigen. Denn genauso wenig, wie sich der systematische Gedanke gegenüber seiner geschichtlichen Entstehung isolieren lässt, ist er in seiner historischen Genese aufzulösen. Systematik und Historizität des Denkens bestehen für sich und sind doch untrennbar verbunden.
Die in heutiger Zeit auf einen gleichgültigen Forschungsansatz unter vielen heruntergebrachte kritische Theorie (rezipiert zumeist in substantivierter Großschreibung als vermeintliche Schule der ‚Kritischen Theorie‘) verdankt sich der historischen Erfahrung des Scheiterns der Revolution. Nicht die materielle Verwirklichung der aufklärerischen Ideale in einem Verein freier Menschen, sondern autoritärer Staatssozialismus und mehr noch der im Holocaust gipfelnde Nationalsozialismus bestimmten die Entwicklung des 20. Jahrhunderts. Als ein überaus produktiver Zusammenhang von unorthodox-marxistischen kritischen Intellektuellen reflektierten die interdisziplinär orientierten Autoren der frühen kritischen Theorie den Rückfall einer aufgeklärt scheinenden Gesellschaft in die Barbarei. Unter Rekurs auf die gesamte philosophische Tradition, die Erkenntnisse der Psychoanalyse und durch selbst durchgeführte empirische Studien machten sie die Beschädigungen der bürgerlichen und postfaschistischen Subjekte zum Gegenstand von Ideologiekritik. Verbunden waren diese Untersuchungen dabei stets mit der Hoffnung, dass durch sie die Subjekte doch noch zur Einsicht in ihre Verstrickung mit Herrschaft gelangen und praktische Konsequenzen daraus zögen.
Da das, was sich heute Kritische Theorie nennt, zumeist weit hinter das einmal erreichte begriffliche Niveau der eigenen Tradition zurückfällt, sich von einem verbindlichen Wahrheitsanspruch ebenso wie von einem Begriff der Gesellschaft und der Totalität verabschiedet hat, und von der Kritik der politischen Ökonomie als ihrem dereinstigen Fundament nichts mehr wissen will, verfällt die frühe, sogesehen traditionelle kritische Theorie zunehmend selbst der allgegenwärtigen Geschichtsvergessenheit. Sie ist heute nicht mehr zu vermitteln ohne erinnernde Rückbesinnung auf ihre Entstehungsbedingungen.
Unser Verein bietet neben Einführungsseminaren in kritische Theorie eine Vielzahl an Veranstaltungsformaten zu aktuellen Problemstellungen kritischer Gesellschaftstheorie und ihrer begrifflichen Abgrenzung zu postmoderner Gegenaufklärung an.
Wie funktioniert der Kapitalismus? Mithilfe der von Karl Marx in drei Bänden Kapital formulierten Kritik der politischen Ökonomie lässt sich erklären, wie in der global durchgesetzten kapitalistischen Produktionsweise der warenförmige Reichtum entsteht und weshalb diese Produktionsweise die Springquellen allen Reichtums, die Erde und den Arbeiter, systematisch untergräbt. Zugleich kann die Kritik der politischen Ökonomie zur Aufklärung darüber beitragen, weshalb die Menschen ideologisch an einer Produktionsweise festhalten, die tagtäglich ihr Zerstörungspotential in Form von sozialem Elend, Klimawandel und Krieg unter Beweis stellt und darum vernünftigerweise von den Subjekten nicht als der ihrige Zweck eingesehen werden kann. Der Wahrheitsgehalt der Kritik der politischen Ökonomie verdankt sich indes nicht einem autoritären Bekenntnis zum ‚marxschen Denken‘ oder zur ‚marxschen Methode‘, sondern ist allein kritisch aus der systematischen Argumentation zu entwickeln, die die Widersprüche und Erkenntnisschranken der bürgerlichen Ökonomie erklären kann. Als eine solche systematische Argumentation bleibt die Kritik der politischen Ökonomie unverzichtbare Grundlage einer kritischen Theorie der Gesellschaft – auch dann, wenn einzelne ihrer Theoreme durch den Gang der historischen Entwicklung im 20. und 21. Jahrhundert tatsächlich oder (was weit häufiger der Fall ist) nur scheinbar widerlegt wurden.
Unser Verein bietet sowohl Einführungsseminare zur Kapitalismuskritik als auch Workshops zu fortgeschrittenen Problemen der Kritik der politischen Ökonomie an.
Erklärungen gesellschaftlicher Prozesse und Verhältnisse sind nie rein ökonomischer, kognitiver oder politischer Natur. Vielmehr bedarf jede Gesellschafts- und Herrschaftsordnung des „subjektiven Faktors“ der in ihr lebenden Einzelnen. Eine kritische, psychoanalytisch grundierte Sozialpsychologie untersucht, wie Menschen unter bestimmten gesellschaftlichen Bedingungen bestimmte psychische Bedürfnisse, zum Beispiel nach Unterwerfung unter irrationale Autoritäten, entwickeln und daran anschließende ebenso Feind- und Freundbilder hervorbringen. Unsere Seminare und Vorträge sollen eine Einführung in die kritische, gesellschaftstheoretisch reflektierte Sozialpsychologie in Anschluss an Freud und die Frankfurter Schule bieten.
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