Verleugnet, verhöhnt, vergessen
Zur mangelnden feministischen Solidarität in Folge des 7. Oktobers
Vortrag
Techno begann als Revolte gegen die Unterhaltungskultur. Die neue Musik wollte nicht mehr als akustische Hintergrundkulisse zur Vermeidung von Einsamkeitsgefühlen vor sich hindudeln oder in Diskotheken als Animiermelodik die Lügen der love songs verbreiten. Sie erschuf dagegen mit konsequent geilem Bumsbeat eine eigene Clubkultur und ein neues Gemeinschaftsgefühl. Waren die Ohren zuvor von bekömmlichen Tönen verweichlicht worden, forderte Techno zwingend und kompromisslos Gehorsam. In Berlin wurde aus einer anfangs noch in Tresoren und Bunkern abgeschotteten Subkultur binnen weniger Wendejahre eine Massenkundgebung mit verzehntausendfachter Mitläuferzahl. Bis heute ist die Partykultur ein Standortfaktor der Kreativindustrie. Die Instrumentalisierung von Techno zur Generalhymne der „arm, aber sexy“- Ideologie hat geholfen, die prototypische Existenzweise des Prekariats gegen dessen eigene politische Interessen durchzusetzen. Wer die Arbeitslosigkeit mit dem Ende der Arbeit verwechselt, braucht eben keine Freizeit und keinen Feierabend zur Kompensation der Arbeitsstunden mehr, sondern ein Nachtleben, das zur neuen Vollzeitbeschäftigung wird. Der Vortrag erinnert an das, was Techno einmal ausdrückte: das Lebensgefühl der untergegangenen Industriestadt Detroit. Hier entstanden die dystopischen Zukunftsklänge zum einen als musikalische Emanzipation von den Standards der „race music“, zum anderen als verzweifelte Reaktion auf die Erfahrung von Verwahrlosung, Armut und Gewalt. Wie konnte aus der Not der amerikanischen „Techno City“ Detroit eine Tugend der selbsternannten „Hauptstadt der Clubkultur“ Berlin werden? Und warum eignete sich ausgerechnet die musikalische Negation der Popkultur als Exportschlager und Massenkulturware fürs gesamtdeutsche Gemeinschaftsgefühl? Ist es die Gewalt der Musik, die noch heute Individuen in mythischen Tanztempeln zusammenführt, wo sie sich als körperliche Kreaturen durch eine gemeinsame Sache glücklich verbunden fühlen und nicht als Konkurrenten durch ein abstraktes Gesetz getrennt? Oder ist Techno die Musik der Gewalt, die Hörige in einen konformistischen Kollektivritus zwingt und ihnen das Gesetz der Gesellschaft mit bis zu 150 Schlägen pro Minute einprügelt?
Dr. Iris Dankemeyer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Philosophie an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle. Sie studierte Soziologie und Sozialpsychologie in Hannover und Philosophie und Neuere deutsche Literatur in Berlin. 2020 erschien ihr Buch „Die Erotik des Ohrs. Musikalische Erfahrung und Emanzipation nach Adorno“ in der Edition Tiamat. Ihre Interessengebiete umfassen vor allem psychoanalytische Kulturtheorie und materialistische Ästhetik. In ihrer freien Zeit versucht sie, das altmodische Handwerk der Zauberei zu erlernen.
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe Antisemitismus und Autoritätsliebe im deutschen Kulturbetrieb
Zur mangelnden feministischen Solidarität in Folge des 7. Oktobers
Vortrag
Die westdeutsch-ägyptischen Beziehungen der Nachkriegszeit im Schatten des Nationalsozialismus
Buchvorstellung
Analysen im Anschluss in Adorno, Horkheimer und Co.
Buchvorstellung
Herbstakademie
Kongress
Der „progressive“ Angriff auf Israel, Judentum und Holocausterinnerung
Vortrag
Von Judith Butlers Prägung der Queer Theory zur Dekonstruktion des jüdischen Staates
Vortrag
Postkoloniale Studien, Critical Whiteness und Intersektionalitätsforschung in der Kritik
Buchvorstellung
Der „progressive“ Angriff auf Israel, Judentum und Holocausterinnerung
Buchvorstellung
Vortrag
Vortrag
Vortrag
eine kritische Analyse (Online-Veranstaltung)
Vortrag
Vor und nach 10/7
Vortrag
Der „progressive“ Angriff aus Israel, Judentum und Holocausterinnerung
Buchvorstellung
Der „progressive“ Angriff aus Israel, Judentum und Holocausterinnerung
Buchvorstellung
Der „progressive“ Angriff auf Israel, Judentum und Holocausterinnerung
Buchvorstellung
Der „progressive“ Angriff auf Israel, Judentum und Holocausterinnerung
Buchvorstellung
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe Antisemitismus und Autoritätsliebe im deutschen Kulturbetrieb
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