Lokomotiven der Geschichte oder Notbremse?

Von Extinction Rebellion bis zur Letzten Generation: Entgegen dem modernen Fortschrittsoptimismus scheint die Klimabewegung von einem apokalyptischen Bewusstsein durchsetzt und mobilisiert zu sein. Ihr angstvoller Blick in die Zukunft hat sich aktuell zu einer Erfahrung umgreifender Unsicherheit verallgemeinert. Der Verweis auf das Drohen des Klimawandels und seiner zukünftigen Folgen soll Menschen in Bewegung setzen und eine Besserung einleiten. Doch ähnlich wie moralisierende Konsumkritik, technokratischer Optimismus oder blanke Resignation bleibt diese Form der Reaktion auf den Klimawandel blind gegen die eigenen gesellschaftlichen Grundlagen. Ein kritischer Begriff von diesen ist jedoch vorausgesetzt, soll dem Klimawandel in Zukunft etwas entgegengesetzt werden.

Angelehnt an ihre Dissertation behandelt Alexandra Schauer die oben angesprochene Transformation der Zeiterfahrung und Wahrnehmung der Klimakris als Grundlage ihrer Bearbeitung. Jakob Hoffmann fragt auf Basis des Sammelbands “Klimawandel und Gesellschaftskritik” nach den sozialen Verhältnissen der ökologischen Krise. Der Band versammelt Beiträge, denen diese Einsicht zugrunde liegt, unter so unterschiedlichen Themenschwerpunkten wie Kapital, Ethik und Wissenschaft, Ideologiekritik ökologischer Bewegungen, Geschichtsphilosophie und Zukunftsbewusstsein, gesellschaftliche Naturverhältnisse und reale Folgen des Klimawandels. In ihrer Gesamtheit bieten diese Aspekte einen klaren Einblick in die Ursache der gegenwärtigen Misere.