Antisemitismus und postkoloniale Theorie
Buchvorstellung
Nicht erst seit den Protesten der Black-Lives-Matter-Bewegung im Jahr 2020 hat die Debatte über Rassismus in der öffentlichen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung eine zentrale Rolle eingenommen. Einzug in den gesellschaftlichen Mainstream erhalten dabei besonders Positionen, die von akademischen Strömungen wie „Critical Whiteness“, dem Postkolonialismus oder Poststrukturalismus beeinflusst sind. Statt einer theoretischen Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Entstehungsbedingungen des Rassismus begegnet man in diesen Ansätzen häufig Angriffen auf Universalismus und Vernunft oder der Einebnung der Spezifik von Antisemitismus und Holocaust. Dagegen befinden sich sozialpsychologisch, ideologiekritisch und materialistisch argumentierende Analysen und Kritiken von Rassismus offenbar immer stärker in der Defensive. Der vorgestellte Band „Probleme des Antirassismus“ beleuchtet insbesondere die blinden Flecken und Verzerrungen des vorherrschenden Antirassismus und versucht gleichzeitig einige Leerstellen gegenwärtiger Rassismustheorie zu füllen.
Die Herausgeber Jan Rickermann und Andreas Stahl werden den Band allgemeiner vorstellen und vor allem auf den Begriff des strukturellen Rassismus zu sprechen kommen. Der Beitrag von Andreas Benl dreht sich insbesondere um das „Elend der Kultur“ und die Frage nach dem historisch-politischen Wandel vom Kulturrelativismus zum Antizionismus.
Andreas Benl ist Vorstandsmitglied des Mideast Freedom Forum Berlin und forscht vor allem zu Geschichte und Gegenwart des Iran, zu Kulturrelativismus und Antisemitismus. Er ist unter anderem Co-Autor der Sammelbände: "An End to Antisemitism! Confronting Antisemitism in Modern Media, the Legal and Political Worlds", Berlin/Boston 2021; "Iran – Israel – Deutschland. Antisemitismus, Außenhandel und Atomprogramm", Berlin 2017, und "Der Iran. Analyse einer islamistischen Diktatur und ihrer europäischen Förderer", Innsbruck 2008.
Andreas Stahl studierte Politikwissenschaft sowie Philosophie in Trier und absolviert derzeit sein Masterstudium der Philosophie in Oldenburg. Er ist seit mehreren Jahren in der politischen Bildung aktiv und gab u.a. den Band „Gesichter des politischen Islam“ mit heraus. Er ist Gründungsmitglied der Gesellschaft für kritische Bildung und arbeitet zurzeit am Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien (CARS) in Aachen.
Jan Rickermann, M. A., lebt in Bremen und hat in Osnabrück Sozialwissenschaften und in Oldenburg Philosophie studiert. Seine Forschungsschwerpunkte sind politische Philosophie und Ideengeschichte. Publikationen u. a. Die „letzte Sinnlosigkeit“. Zur Kritik des Kommenden Politischen Existentialismus bei Giorgio Agamben, in: Zeitschrift für kritische Sozialtheorie und Philosophie 5(2) 2018; „Wenn wir dich eliminieren, verlieren wir nichts“. Zur Gesellschaftslehre des Kommunismus der Roten Khmer, in: sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik 9 (2016).
Buchvorstellung
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