Antisemitismus und die AfD
Buchvorstellung
In der Verschränkung psychoanalytischer und gesellschaftskritischer Betrachtung und im Anschluss an Adorno lässt sich Antisemitismus als entscheidende Erscheinung des Misslingens von „Zivilisation“ verstehen – aufgefasst als die Aufgabe der nicht voneinander trennbaren individuellen und gesellschaftlichen Vermittlung von Subjekt und Objekt/Natur (sowohl in der Psychogenese als auch in der Bestimmung gesellschaftlicher Verhältnisse) und im Eingedenken ihrer bleibenden Vermitteltheit sowie der darin enthaltenen unerhellten Anteile.
Im Antisemitismus projiziert der Antisemit jene Konflikte, die aus der misslungenen Bewältigung dieser Aufgabe entstehen, auf Jüdinnen und Juden und bekämpft an ihnen letztlich die Aufgabe der Vermittlung und Reflexion der Vermitteltheit selbst. Ersehnt ist die Überwindung, ja Rückgängigmachung der Subjekt-Objekt-Unterscheidung – als Regression in einen Urzustand der Ungeschiedenheit, der jedoch real nur als Aggression gegen eine Wirklichkeit zu haben ist, die sich dem Zugriff als Ort der Realisierung lückenloser Selbstidentität entzieht.
Vor diesem Hintergrund werden drei Aspekte, die den Antisemitismus kennzeichnen, in ihrem Zusammenspiel herausgearbeitet:
(1) Vernichtungswahn – die rasende Bewegung, mit der die benannte Aufgabe und die sich stets ankündigende Gebrochenheit von Selbstidentität vernichtet werden sollen;
(2) Lustgewinn – die autoritäre Freisetzung verdrängter Triebe, die im selbstmobilisierten Kollektiv einen regressiven Höhenrausch erfahren;
(3) Verkehrte Befreiung – die Ersetzung der Aufgabe individueller und gesellschaftlicher Emanzipation durch das, was sich zuletzt als Befreiung von dieser Aufgabe und ihrer Dialektik verspricht: die vermeintlich unmittelbare Identifikation mit einem Kollektiv, das sich im Bekenntnis selbst und in der antisemitischen Raserei synthetisiert und von dem es gilt, es „will set us free“.
Pogrome bilden daher nicht zufällig eine Kontinuität antisemitischer Gewalt. Sie sind ein antisemitisches Volksfest – jenseits bloßer Funktionalität oder Zweckmäßigkeit –, verschaffen den Täter*innen Lustgewinn und werden zum Ereignis kollektiver Selbstmobilisierung.
Der Vortrag dient als theoretische Einführung in die Besichtigung der Ausstellung „Vicious Circle“, die im Anschluss stattfinden wird.
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