Antisemitismus und postkoloniale Theorie
Der „progressive“ Angriff auf Israel, Judentum und Holocausterinnerung
Buchvorstellung
Die Einsicht, dass es sich bei der Kategorie der Menschenrassen um keine naturwissenschaftliche Tatsache, sondern um eine Herrschaft legitimierende Erfindung handelt, kann mittlerweile als einigermaßen etabliert gelten. Der verworrene und widersprüchliche Prozess in dem Menschengruppen historisch als unterschiedliche Rassen konstruiert wurden, wird allerdings selbst in kritischen Kreisen nur selten Gegenstand ernsthafter Auseinandersetzung. Im Vortrag soll eben dieser Prozess näher betrachtet und anhand der Rekonstruktion der Herausbildung der kolonialen Sklaverei in Anglo-Amerika im 17. Jahrhundert dargelegt werden, dass es sich bei der modernen Rassenordnung um ein von Anfang an brüchiges und kontingentes Ergebnis eines langwierigen Prozesses von Kämpfen gehandelt hat. Die Einteilung der Menschheit in hierarchisch anhand von Hautfarben sortierter Bevölkerungen – mit den weißen Europäern an der Spitze – wird sich als prekäres Kompromissgleichgewicht zwischen Siedlern, Königshäusern, Händlern, Plantagenbesitzern und Kolonialverwaltungen herausstellen, das auf dem Rücken afrikanischer Sklaven und indigener Bevölkerungen im Zuge erbitterter Klassenauseinandersetzungen nach und nach hergestellt wurde.
Lukas Egger lebt in Wien und hat dort Politikwissenschaft studiert. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der marxistischen Theorie, der historischen Sklavereiforschung sowie der Rassismus- und Staatstheorie. Aktuelle Veröffentlichungen: Die dunkle Seite der Hegemonie. Thesen zu Rassismus und Staatlichkeit aus der Perspektive materialistischer Staatstheorie, in: Jahrbuch für marxistische Gesellschaftstheorie 1/2022; Reduced to Brutish Nature. Racism and the Law of Value, in: Historical Materialism. Race and Capital Special Issue (2023) sowie Rassismus und historische Kontingenz. Die Debatte zum Ursprung der rassistischen Sklaverei im kolonialen Virginia, in: Probleme des Antirassismus. Postkoloniale Theorie, Critical Whiteness und Intersektionalitätsforschung in der Kritik (2023).
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe Ringvorlesung Kritische Theorie 23/24
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