Text/Vortrag im Archiv für kritische Gesellschaftstheorie
Der savoyische Diplomat Joseph de Maistre ist im deutschsprachigen Raum wohl vor allem aufgrund von Carl Schmitts Überlegungen über die katholische „Staatsphilosophie der Gegenrevolution“ (Schmitt 2004b, 57) bekannt geworden. Schmitt nennt allerdings de Maistre in einem Atemzug mit Donoso Cortes und präsentiert ihn lediglich als Vertreter eines autoritären Dezisionismus. Doch de Maistre betont nicht nur die Rolle von Souveränität gegen jede demokratische Deliberation, er liefert auch eine zeitgenössische Kritik des Kontraktualismus, die wegweisend für konservatives Denken bis hin zum Kommunitarismus des 20. Jahrhunderts geworden ist, und viele Motive seiner Schriften nahmen Überlegungen späterer faschistischer und auch postmoderner Positionen vorweg. Im Folgenden sollen Grundannahmen des „Anti-Gesellschaftsvertrags“ in knapper Form vorgestellt werden.
(Zuerst erschienen in Ingo Elbe: Gestalten der Gegenaufklärung. Würzburg 2020)
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