Die Kritische Theorie präsentiert sich gegenwärtig in ganz unterschiedlichen Spielarten, durch die die schon klassische Generationenerzählung im neuen Licht erscheinen soll - und erscheint. Die medienstrategisch etablierte Nutzung des traditionsbezogenen Labellings, ob transformiert mit kleinem 'k' oder in der anglistischen Translation, geht in paradoxer Weise mit starken Abgrenzungsbedürfnissen gegen eben diese Tradition einher. In dem Vortrag soll aus der Perspektive der verschiedentlich als 'alt' markierten Kritischen Theorie der Frankfurter Schule zum einen eine philosophische Problematisierung der öffentlichkeitswirksamen Dogmatisierung von Paradigmenwechseln in den Post-Adorno-Generationen unternommen werden. Zum anderen gilt es, aktuelle Entwicklungen unter dem Label "Critical Theory" einer kritischen Analyse hinsichtlich deren Thematisierungsweisen von gesellschaftsrelevanten Fragestellungen wie Kapitalismuskritik, Antisemitismus- und Rassismuskritik, Akademisierung und Politisierung der Theorie sowie den affirmativen Bezugnahmen auf soziale Bewegungen zu unterziehen. Der Vortrag knüpft an das im März 2025 erschienene Buch "Konstellationen und Transformationen: Zwischen alter und neuer Kritischer Theorie" (Beltz-Juventa, Open-Access) an. Es versucht, die Relevanzen von Einsichten der 'alten' Kritischen Theorie für gegenwärtige Problemstellungen einer profunden Gesellschafts- und Kulturkritik herauszuarbeiten, ohne in anachronistische Denkmuster und Habitualisierungen zurückzufallen.
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