Antisemitismus und die AfD
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„Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen«, schrieb Karl Marx 1852 in Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte. In diesen Worten, mit denen der Vorkämpfer der Arbeiterbewegung die Februarrevolution in Frankreich kommentierte, artikuliert sich ein gesellschaftlicher Gestaltungsanspruch, von dem in unserer spätmodernen Gegenwart wenig übrig geblieben ist. Stattdessen dominiert in Politik und Gesellschaft eine Rhetorik der Alternativlosigkeit. Dieser kollektive Sinneswandel lässt sich mit Theodor W. Adorno als Ausbreitung eines »überwertigen Realismus« verstehen. Gemeint ist eine »seltsame Schrumpfung des utopischen Bewusstseins«, in deren Folge die Möglichkeit einer ganz anderen Welt gar nicht mehr in Betracht gezogen wird. Es handelt sich um eine Entwicklung mit weitreichenden Konsequenzen, insofern der Verlust des politischen Möglichkeitssinns zu einer Verwilderung sozialer Konflikte beiträgt: An die Stelle einer aktiven Veränderung der Welt tritt zunehmend der reaktive Kampf um die eigene Selbsterhaltung.
Der Vortrag vollzieht diesen Wandel gesellschaftlicher Gestaltungsvorstellungen in drei Kreisbewegungen nach: An der Transformation der Zeitverhältnisse, der Öffentlichkeit und des städtischen Zusammenlebens wird gezeigt, dass sowohl die Entstehung als auch das Scheitern gesellschaftlicher Gestaltungsansprüche auf das Engste mit der Geschichte des Kapitalismus verbunden sind. Es ist die von Marx auf die Formel von G-W-G´ gebrachte Logik der Kapitalakkumulation, die gleichermaßen an der Wurzel der modernen Entdeckung der Zukunft als eines Horizonts unbegrenzter Möglichkeiten liegt wie sie für dessen spätmoderne Verdunkelung verantwortlich ist. In deren Folge wird die Zukunft zwar weiterhin als offen, aber zunehmend als unbeherrschbar erlebt.“
Alexandra Schauer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialforschung. Zur Zeit beschäftigt sie sich mit destruktiven Krisenverarbeitungungen, die auch im Umgang mit den ökonomisch-ökologischen Stoffelwechselkrisen der Gegenwart zu beobachten sind. In ihrem Buch Mensch ohne Welt, das 2023 bei Suhrkamp erschienen ist, hat sie das Schwinden politischer Gestaltungsvorstellungen untersucht.
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe Ringvorlesung Kritische Theorie 23/24
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Die Veranstaltung ist Teil der Reihe Ringvorlesung Kritische Theorie 23/24
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