Adam Kirsch beschreibt die wundersame Karriere eines Begriffs, der sich seinen Weg aus den Settler Colonial Studies, einem Sprössling der Postcolonial Studies, in die politische Publizistik gebahnt hat. Geprägt wurde er in Australien und Nordamerika: »Siedler« seien dort auch Nachfahren von Immigranten in der x-ten Generation. Diese radikal progressiv daherkommende Idee hat mit fortschrittlichem Denken allerdings wenig, dafür umso mehr mit deutscher Romantik und englischem Puritanismus zu tun, wie Kirsch zeigt. Die Absicht, historisches Unrecht wiedergutzumachen, mündet in den Vorsatz, neues Unrecht in der Gegenwart zu legitimieren. Während die Rede von »Siedlerkolonialismus« in Amerika noch plausibel ist, ist sie in Bezug auf Palästina absurd. Das ohnehin fragwürdige Hoheitszeichen der Indigenität können Juden und Araber gleichermaßen reklamieren. Dass der Vorwurf aber gegen Israel umso lauter erhoben wird, hat einen einfachen Grund: Anders als bei den USA gibt es eine realistische Aussicht, Israel von der Landkarte zu streichen und Geschichte rückgängig zu machen.
Übersetzt aus dem Englischen von Christoph Hesse
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