Siedlerkolonialismus

Ideologie, Gewalt und Gerechtigkeit

Herausgegeben:

Adam Kirsch beschreibt die wundersame Karriere eines Begriffs, der sich seinen Weg aus den Settler Colonial Studies, einem Sprössling der Postcolonial Studies, in die politische Publizistik gebahnt hat. Geprägt wurde er in Australien und Nordamerika: »Siedler« seien dort auch Nachfahren von Immigranten in der x-ten Generation. Diese radikal progressiv daherkommende Idee hat mit fortschrittlichem Denken allerdings wenig, dafür umso mehr mit deutscher Romantik und englischem Puritanismus zu tun, wie Kirsch zeigt. Die Absicht, historisches Unrecht wiedergutzumachen, mündet in den Vorsatz, neues Unrecht in der Gegenwart zu legitimieren. Während die Rede von »Siedlerkolonialismus« in Amerika noch plausibel ist, ist sie in Bezug auf Palästina absurd. Das ohnehin fragwürdige Hoheitszeichen der Indigenität können Juden und Araber gleichermaßen reklamieren. Dass der Vorwurf aber gegen Israel umso lauter erhoben wird, hat einen einfachen Grund: Anders als bei den USA gibt es eine realistische Aussicht, Israel von der Landkarte zu streichen und Geschichte rückgängig zu machen.

Übersetzt aus dem Englischen von Christoph Hesse
Mit einem Nachwort von Tim Stosberg
Herausgegeben von der Gesellschaft für kritische Bildung

Mit Beiträgen von:

Pressestimmen

Ingo Elbe – 
ha.Galil
"Vieles wird in diesem kurzen Essay nur angerissen und damit auch gewisse Komplexitäten der SCS und insbesondere des arabisch-zionistischen Konflikts unbeachtet gelassen. Das große Verdienst der Abhandlung von Kirsch ist es aber, pointiert die fatale Melange aus Aktivismus, Akademie und Erlösungsreligion herausgearbeitet zu haben, die eine akute Gefahr für Juden und Israel, aber auch für westliche Demokratien überhaupt darstellt."
in: "Indigenität, Genozid und Erlösung"
Philipp Lenhard – 
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.3.2025
"Sein stilistisch brillanter, aus sieben Kapiteln bestehender Langessay soll dazu beitragen, die Folgen des 7. Oktobers für den politischen Diskurs zu verstehen. Kirsch zeichnet nach, wie ein geschichtswissenschaftlicher Ansatz, der ursprünglich die europäische Kolonisierung Nordamerikas und Australiens erklären sollte, zu einer eigenständigen Ideologie werden konnte. "
in: "Kolonisten überall. Adam Kirsch über einen israelfeindlich aufgerüsteten Begriff"
Armin Pfahl-Traughber – 
ha.Galil
"Kirsch macht auch immer wieder auf die Konsequenzen der referierten Kritik aufmerksam: Der Ideologie des Siedlerkolonialismus sollte die Unmöglichkeit, sich eine dekoloniale Zukunft konkret vorzustellen, eine Warnung sein (S. 163). Derartige Ansätze beschwören für Kirsch die Sehnsucht nach einer erlösenden Zerstörung. Aufmerksamkeit für vergangenes Unrecht solle kein zukünftiges Unrecht verursachen. Insofern hat man es mit einem differenzierten Blick auf die Ideologie des Siedlerkolonialismus zu tun, ausgerichtet an vielen Beispielen aus dem amerikanischen Diskurs, der aber auch in Deutschland immer mehr unkritische Nachahmer findet, wie ein lesenswertes Nachwort veranschaulicht."
in: "Die Ideologie des Siedlerkolonialismus in kritischer Wahrnehmung"

Newsletter

Datenschutz*
 
magnifiercrossmenuarrow-up linkedin facebook pinterest youtube rss twitter instagram facebook-blank rss-blank linkedin-blank pinterest youtube twitter instagram