In meinem Vortrag möchte ich die Geschichte der Geschlechterforschung in der BRD skizzieren und eine Bestandsaufnahme dieses sich gegenwärtig etablierenden Wissenschaftsfeldes machen. Es geht mir darin um Reflexivität, um eine kritische Bestimmung der Entwicklungsprozesse innerhalb dieses Wissenschaftsfeldes, in dem ich arbeite. Dem erklärten Ziel der roten ruhr-uni – "politische Handlungsperspektiven hin zu einer emanzipatorischen Praxis zu entwickeln" – kann ich dabei nicht dienen, obwohl ich es teile, sonst wäre ich nicht hier. Aber ich wurde eingeladen, um etwas über feministische Theorie zu sagen und das führt aus meiner Perspektive weniger zur Frage nach emanzipatorischer Praxis, als zu der nach dem Verhältnis von Theorie und Politik. Mein Beitrag ist allenfalls Kritik der Politik, insbesondere einer spezifischen Form der Theoriepolitik, ich verstehe ihn als Intervention gegen den Radikalitätsbonus, der meinem Feld zugeschrieben wird, und gegen den akademischen Politizismus. Den feministischen oder linken Stimmführeranspruch von AkademikerInnen halte ich bestenfalls für ein Selbstmissverständnis, einen falschen Versuch der Sinnstiftung von Intellektuellen. Über gesellschaftliche Veränderungen entscheidet die Praxis, nicht die Theorie. Sie ist der Praxis nachgeordnet; ihre Interventionsmöglichkeiten beschränken sich weitgehend auf das akademische Feld.
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