Rezension im Archiv für kritische Gesellschaftstheorie
Nach jahrzehntelangen akademischen Abschaffungsversuchen der Klassengesellschaft hat diese wider alle professionellen Verdrängungsstrategien den wissenschaftlichen Mainstream erreicht. Ein Sachverhalt, der zu konstatieren erlaubt ist, wenn man den Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie als empirischen Indikator gelten lässt. So hat etwa ihr Vorsitzender, Karl-Siegbert Rehberg, in seinem Eröffnungsvortrag zum 32. Kongress des DGS die immer wieder nicht zuletzt wissenschaftlich betriebene ‚Ausblendung oder Umdeutung der kapitalistischen Wirtschaftsverfassung und ihrer Konsequenzen’ kritisiert und Strukturen und Entwicklungsdynamiken der zunehmend in Erscheinung tretenden ‚unsichtbaren Klassengesellschaft’ der BRD herausgestellt. Die sozialen Differenzierungsund Transformationsprozesse des sich globalisierenden Kapitalismus sind scheinbar nicht mehr qua semantischer Entkonkretisierung zum Verschwinden zu bringen. Die Austreibung des marxschen Klassengespenstes glich ohnehin zumeist einem Exorzismus: Will dieser verjagen, was inexistent ist, bemüht sich sein soziologisches Pendant zu widerlegen, was nie, zumindest jenseits politischer Agitation, behauptet wurde.
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