Samuel Salzborn

Antisemitismus als negative Leitidee der Moderne

Samuel Salzborns Untersuchung Antisemitismus als negative Leitidee der Moderne. Sozialwissenschaftliche Theorien im Vergleich soll dazu beitragen, die Kluft zwischen „eher theoretischen“ und „eher empirischen Arbeiten“ in der Antisemitismusforschung zu überbrücken. Zu diesem Zweck holt Salzborn im ersten Teil seines Buches weit aus und rekonstruiert elf grundlegende Ansätze, um aus ihnen eine Politische Theorie der modernen Judenfeindschaft zu entwickeln, angefangen bei Sigmund Freuds Der Mann Moses und die monotheistische Religion (1939) über Jean-Paul Sartres Portrait de l’antisémite (1945), die „Elemente des Antisemitismus. Grenzen der Aufklärung“ (1944/47) von Max Horkheimer/Theodor W. Adorno und Hannah Arendts The Origins of Totalitarinism (1951) bis zu Shulamit Volkovs „Antisemitism as a Cultural Code“ (1978), Moishe Postones „Antisemitism and National Socialism“ (1979) und Klaus Holz’ Nationaler Antisemitismus. Wissenssoziologie einer Weltanschauung (2001), aber auch weniger geläufigen wie Béla Grunbergers „Der Antisemit und der Ödipuskomplex“ (1962). Im zweiten Teil skizziert Salzborn am Beispiel von sieben Telefoninterviews aus dem Jahr 2005, wie eine empirische Erforschung des Antisemitismus im 21. Jahrhundert aussehen könnte. Es ist offensichtlich, dass diese Quellenbasis nicht ausreicht, um die vielfältigen Annahmen und methodischen Implikationen „einer empirischen Prüfung“ zu unterziehen. Ohnehin wirft vor allem das Verhältnis der beiden Teile des Buches, die für sich genommen eine anregende Lektüre darstellen, Fragen auf.


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