Die gegenwärtige Zerstörung der Vernunft reicht tiefer und ist weiter fortgeschritten, als viele glauben. Auch im Lager derer, die heute ›fake news‹ und Rechtspopulismus anklagen, gibt es philosophische und gesellschaftstheoretische Positionen, die dem Irrationalismus der kritisierten Rechten in nichts nachstehen. Oft sind die theoretischen Quellen beider Seiten identisch – es sind Denker wie Nietzsche, Schmitt oder Heidegger, auf die man sich hier wie dort positiv bezieht. In Uniseminaren und Thinktanks, bei Antirassismus-Trainings und Integrationsbeauftragten, in Medien und bei Politaktivisten verschiedenster Couleur hat sich eine ideologische Querfront formiert. Demonstrativ bekämpft man die rationalistischen Grundmotive der Aufklärung und beschwört ein numinoses ›Heterogenes‹ oder ›Anderes‹: das Individuum wird in einem Machtgeschehen, in repressiven Kollektiven oder Affektströmen aufgelöst, denen höchstens noch ein antiegalitärer, aristokratischer Individualismus herrschender Eliten oder Diskursingenieure zur Seite gestellt wird. Der Band versammelt Aufsätze zur Kritik konservativer, politexistentialistischer und postmoderner politischer Philosophie und beleuchtet auch antisemitische Tendenzen in diesen Denkströmungen.
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