Text/Vortrag im Archiv für kritische Gesellschaftstheorie
1942 erschien in Los Angeles ein Band mit dem Titel ›Walter Benjamin zum Gedächtnis‹, herausgegebenen vom Frankfurter Institut für Sozialforschung, das inzwischen nach Amerika emigriert war. Gedruckt fand sich darin u.a. Benjamins letzte Schrift, seine Thesen »Über den Begriff der Geschichte«. Das Manuskript hatte er Gretel Adorno anvertraut, die es dem Institut übergab. In den 50er Jahren war es Theodor W. Adorno, der zusammen mit Gershom Scholem Benjamins Schriften der deutschsprachigen Öffentlichkeit erstmals wieder bekannt machte. Die Wiedereröffnung der später sogenannten Frankfurter Schule an ihrem Gründungsort 1950 hat Benjamin nicht mehr erlebt. Daß er Erhebliches zur Entwicklung dieser Schule beigetragen hatte, daran ließen Horkheimer und Adorno nie einen Zweifel. Ebensowenig ist jedoch zu bezweifeln, daß Benjamin unter den Institutsmitarbeitern der 30er Jahre ein Außenseiter geblieben war, den es räumlich sowohl wie gedanklich gleichsam in die Diaspora verschlagen hatte (in der sich, unter freilich günstigeren Bedingungen, auch das Institut längst befand).
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