Rezension im Archiv für kritische Gesellschaftstheorie
Dass die Shoah nicht darstellbar sei, dies wird gerne und immer wieder behauptet. Man kann die Positionen hierzu grob in drei Kategorien einteilen: • Die einen sagen, man dürfe die Shoah nicht darstellen. Sie meinen eigentlich, dass man es auch nicht könne, ziehen sich aber auf die Pietät gegenüber den Opfern zurück, zu deren Fürsprechern sie sich ungefragt machen. Sie sind sehr selten, werden aber von all denen, die die Shoah ’kontextualisieren’ oder ’exemplarisieren’ wollen, als meinungsbildende, erdrückende Übermacht dargestellt. Im Grunde ist diese Position eine Spezialität des bundesdeutschen Philosemitismus der 1980er Jahre; einige seiner Vertreter wechselten später die Seiten und warnten dann mit dem Gestus des besserwissenden Renegaten vor dem, was sie früher propagierten. Wer sagt, dass man die Shoah nicht darstellen dürfe, der sagt noch nichts darüber, ob es möglich ist. Diese Frage lassen sie grundsätzlich offen, auch wenn sie sie nie positiv beantworten würden. • Die nächsten meinen, man könne die Shoah nicht darstellen, weil dies generell unmöglich sei. Diejenigen, die dies dann aber auch zu begründen suchen, anstatt sich nur hinter den üblichen Zitaten von Theodor W. Adorno und Elie Wiesel (der, im Gegensatz zu Adorno, hierzu auch inhaltlichetwas zu sagen wusste und seine Position stets gleich selbst wieder in Frage stellte) zu verschanzen, die bewegen sich dann aber meist schnell in Richtung der Position, dass es lediglich noch nicht möglich sei, die Shoah darzustellen. • Als drittes gibt es dann die, für die die Darstellung der Shoah ein technisches Problem (wenn auch ein großes und nicht zu vernachlässigendes) ist, das bislang noch nicht gelöst sei. Es gebe aber keinen Grund, warum es generell nicht lösbar sein soll. Zu der dritten Gruppe gehören die interessanteren Autoren – wenn denn erkennbar ist, dass sie sich mit der Problematik und dem Gegenstand beschäftigt haben. Die Autorin der vorliegenden Arbeit gehört eingeschränkt zu dieser Gruppe. Sie kennt „die endlos wiederholten Hinweise auf das Nicht-Darstellbare“ (128), und die Darstellbarkeit des Holocaust ist für sie „ein ’technisches’ Problem“ (89). Doch birgt ihr Buch einige Probleme.
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