Rezension im Archiv für kritische Gesellschaftstheorie
Wenn in den Kulturwissenschaften heute statt von Kulturindustrie vornehmlich von Populärkultur die Rede ist, wird damit zur Sprache gebracht, was Adorno ausdrücklich vermeiden wollte, nämlich „daß es sich um etwas wie spontan aus den Massen selbst aufsteigende Kultur handele, um die gegenwärtige Gestalt von Volkskunst.“ Eine solche Revision hat ironischerweise Dieter Prokop selbst Anfang der 1970er Jahre in seinem Aufsatz „Massenkultur und Spontaneität“ vorgeschlagen. Wenngleich es sich bei diesem Entwurf um einen seinerseits an der kritischen Theorie Adornos orientierten Versuch handelte, die bisweilen verpönten Konsumenten als praktische Kritiker der Kulturindustrie ins Spiel zu bringen, hat Prokop der bald darauf einsetzenden Begeisterung für das ‚Populäre’ unwillkürlich Vorschub geleistet. Desto energischer setzt er sich nun dagegen zur Wehr.
(erschienen in: Medienwissenschaft Nr. 3/2008)
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