Neue Medien, alte Scheiße

Bausteine zur Theorie der verschalteten Welt

Seit man Marshall McLuhan einen Zukunftsforscher genannt hat, ist der Weg frei für allerlei Medientheorien, die ihre Lagebeobachtungen in kunterbunte Science Fiction hinein verlängern.1 Die These, daß wir vom alphabetischen in ein visuelles Zeitalter übergetreten seien (was übrigens Filmtheoretiker wie Béla Balázs seit den zwanziger Jahren geäußert haben), ist noch die geringste und deshalb selber hoffnungslos veraltet. Die Schlagworte nehmen bis heute kein Ende. Ihren Sirenen zu entfliehen, tut man als steckengebliebener Aufklärer gut daran, sich Wachs in die Ohren zu stopfen, in diesem Fall: die Position des naiven Weltgängers einzunehmen, dem das Medienuniversum so überhaupt nichts sagen will. Das führt zu Beobachtungen, die immerhin die Medientheorie selber nicht machen kann, da sie alles in der Welt, Geschichte und Zukunft einbegriffen, aus der Zentralperspektive der digitalen Hypermedien durchmustert, dergegenüber jedes Außerhalb als entweder schon darauf bezogen oder imaginär abgetan wird.

erschienen in: Streifzüge, Nr. 1, 2002


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